Stiftskirchenmuseum
Öffnungszeiten
Von Mai bis September jeden Sonntag von 13:30 bis 16:30 Uhr.
Führungen durch Stiftskirche, Kreuzgang, Ritterkapelle und Stiftskirchenmuseum (ca. 1 Stunde) finden auf Anfrage statt. Auch Einzelführungen sind möglich.
Kontakt: Frau Uome, Telefon: 09227/931-12
Überraschende Entdeckung
Während der Restaurierungsmaßnahmen in der Stiftskirche von Himmelkron wurden am 29. April 1991 Sandsteinplatten im Chorraum gehoben, um neue Elektroleitungen zu legen. Beim Wenden dieser Steine stellte man überrascht fest: Sie sind auf der Unterseite bemalt. In wunderschön leuchtenden Farben erkennt man darauf ein Christusbild, Apostelgestalten und Darstellungen der törichten Jungfrauen.
Eine weitere Platte mit einer klugen Jungfrau findet sich im Kreuzgang. Die Zeit der Bemalung wird geschätzt auf ca. 1490. Wegen der Besonderheit der Brüstungssituation und der hohen Qualität der Bemalung finden die Steine große Beachtung bei allen Freunden sakraler Kunst.
Anlässlich eines Symposiums in der Restaurierungswerkstatt in Bamberg am 24. Juli 2000 äußerten sich Fachleute eingehend zu den Steinplatten:
Professor Dr. Robert Suckale, Berlin: "Die Steine sind eine Rarität ersten Ranges; sie bedeuten eine historische Einmaligkeit. Sie könnten um 1490 bemalt worden sein. Das Christusantlitz könnte man weiter zurück verfolgen."
Professor Dr. Achim Hubel, Bamberg: "Es handelt sich um Wandmalereien, die völlig unberührt sind und von einer Art, wie es sie nirgends mehr gibt. Sie zeigen sich völlig unverändert, in großer Frische und mit Feinmodellierungen, die an die Qualität der Tafelmalerei heranreichen."
Dr. Claudia Mohn, Berlin/ Potsdam: "Für eine derartige Brüstung gibt es nichts Vergleichbares in der weiten Umgebung. Bei anderen bestehenden Lettnern ist nichts mehr erhalten."
Einige Beispielplatten, die im Stiftskirchenmuseum zu besichtigen sind
Ölberg-Gruppe
Das Ereignis, das sich im Garten von Gethsemane in der Nacht vor Jesu Kreuzigung abspielte, wurde früher oftmals dargestellt. Während Christus mit seinem Vater ringt und fragt, ob denn sein Tod wirklich unumgänglich sei, schlafen die drei Jünger Petrus, Jakobus und Johannes.
Die Figuren dürften um 1500 von einem Bildhauer in Nürnberg gefertigt worden sein und waren auf dem Klosterfriedhof an der Kirchenwand angeordnet. Die Gruppe, über drei Ebenen verteilt, wirkt durch die innere Spannung und den äußeren Gegensatz zwischen der im Gebet vertieften Christusgestalt und den drei in ahnungslosem Schlaf versunkenen Jüngerskulpturen.
Vortragekreuz
Zwei Vortragekreuze stehen im Museum. Eines stammt von 1751 und diente der Kirchengemeinde bei Beerdigungen. Ein zweites hat größere Bedeutung und wurde auch sehr repräsentativ gestaltet, vermutlich von Bildhauer Johann Gabriel Räntz. Es wurde erstmals dem Leichenzug von Bayreuth nach Himmelkron vorangetragen, als der Markgraf Georg Friedrich Karl nach seinem Tod in der Nacht vom 28. auf den 29. Mai
1735 nach Himmelkron in die Fürstengruft überführt wurde. Nach dem Tod des Markgrafen Friedrich Christian, Bruder von Georg Friedrich Karl, verwandte man 1769 dasselbe Kreuz, gestaltete es auf der Rückseite um und versah es mit den weiteren kurzbiografischen Angaben dieses Fürsten. Wir finden u. a. darauf figürlich dargestellt die Dreifaltigkeit, ferner Strahlenkränze mit Wolkenglorien sowie Engelfigürchen.
Stein des Sakramentshäuschens
Im Kirchenraum an der Wand seitlich vom Kanzelaltar zeichnet sich ein Feld ab, dessen Rahmungen alte Bemalungen aufweisen (oben Schweißtuch der Veronika, 15. Jahrhundert). An dieser Stelle befand sich einst ein Sakramentshäuschen, von dem noch ein Rest, auch aus der genannten Zeit stammend, im Museum erhalten ist mit dem typischen spätgotischen Dekor von Spitzbogen, Krabben-, Kreuzblumen- und Fialenverzierungen.
Bücher
In drei Tischvitrinen finden sich drei Bücher des Pfarramtes Himmelkron, von denen das älteste, eine Bibel, aus dem Jahr 1625, gedruckt in Straßburg, stammt. Ferner handelt es sich um eine Bibelauslegung von 1721 und ein Biblisches Lexikon von 1730.
Pauken
Die beiden Kesselpauken dürften aus der Zeit des Markgrafen Georg Wilhelm (1712 - 1726) stammen und gehören der Kirchengemeinde. Sie waren einst in der Musikabteilung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg ausgestellt.
Vitrinen mit Vasa Sacra und Petschaft
Unter den Vasa sacra sind vor allem eine Taufschüssel und ein Abendmahlskelch zu nennen, die die letzte Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters, Margarethe von Döhlau, ca. 1550 gestiftet hat und die heute noch von der Kirchengemeinde verwendet werden. Das Wappenbild mit drei Fischen der aus Plauen stammenden Klosterfrau sind auf beiden Geräten erkenntlich. Das gut in Achat gearbeitete Petschaft wurde bei Sanierungsarbeiten im Schloss Himmelkron 1977 in der Mauerwand gefunden. Dem Alter und der Inschrift entsprechend dürfte es einst der Tochter des Markgrafen Georg Wilhelm, Christiane Sophie Wilhelmine, gehört haben. Vermutlich versteckte sie es, als sie wegen der unehelichen Geburt von Zwillingen durch ihren Vater bestraft und auf der Plassenburg in Haft gesetzt wurde.
Fahnen
Zwei Fahnen sind im Museumsraum vorhanden, die eigentlich zum Sarg des Prinzen Albrecht Wolfgang in der Fürstengruft gehörten und noch von der Schlacht von Parma stammen, in der der Markgrafenbruder 1734 gefallen ist. Eine große Fahne mit Inschrift wurde durch das Landesamt für Denkmalpflege in Seehof konserviert und befindet sich unter Plexiglasschutz. Die andere, ebenfalls restauriert, hängt an einer Stellwand, zeigt nur einen Lorbeerkranz mit einem unausgefüllten Wappen.
Zwei Grabplatten
Eine der gusseisernen Platten befand sich bis 1964 auf dem Grabstein des 1836 verstorbenen Himmelkroner Pfarrers Theodor Dorfmüller, der Mitbegründer des Historischen Vereins für Oberfranken war. Die zweite Platte wurde dem Museum erst vor wenigen Jahren übergeben. Der Tod einer erst 27jährigen Frau, Sophia Ganzleben, wird darauf angezeigt. Das menschliche Schicksal rührt hier besonders an. Sophia war die erste Frau des späteren Himmelkroner Bürgermeisters Konrad Ganzleben, die bei der Geburt eines Siebenmonatskindes noch im ersten Jahr ihrer kurzen Ehe (vom Januar bis Oktober 1888) sterben musste. Konrad Ganzleben war danach noch zweimal verheiratet.
Kanzel-Sanduhr
Die für die Feststellung der Predigtzeit gedachte Sanduhr hing bis 1976 an der Kanzel der Kirche. Wir kennen aus der noch vorhandenen Rechnung das Alter: Sie wurde 1645 gefertigt und musste 1724 von dem Lanzendorfer Schmiedemeister Hirschmann am neuen Kanzelaltar befestigt werden. Die vier Gläser liefen im Viertelstundenrhythmus ab. So lange sollte die Predigt dauern.